o
o
o
Kauf Gold!
o
 

"Sticks and stones can break my bones, but words will never hurt me!"
 
Als Kinder haben wir uns diesen Spruch in der Hitze des Wortgefechtes gegenseitig angeschrieen. Es war schon damals eine Lüge und bis heute hat sich nichts daran geändert. Tatsache ist, dass Worte doch sehr verletzend sein können. Als Erwachsene sind wir natürlich subtiler und kultivierter geworden, wir schlagen einander nicht mehr solch kindische Sprüche um die Ohren, dennoch benehmen wir uns oft so, als ob wir den Spruch doch glauben würden.
 
Wenn uns jemand mit Worten verletzt hat, nehmen wir dies hin und tun, als ob die verbalen Pfeile uns nichts angetan hätten. Ich bin ja stark, ich darf nicht zugeben, dass ich verwundbar bin. Mit stolzem Getue, projiziere ich ein Image der stoischen Festigkeit: ”Was, ich Anstoss nehmen? Nein, nein!” Aber doch, im Herzen lassen sich Neid, Ärger, Bitterkeit und Missgunst nieder.
 
Als junger Mann meinte ich, über solchen Dingen zu stehen, bis ich einen Winter in einer Goldgräberstadt im Norden Kanadas verbrachte und - sozusagen - auf die Welt kam. Dort war nicht nur das Klima rauh, sondern auch die Menschen. Ich wurde belogen, betrogen, bedroht, übervorteilt und verführt. Ich bin im nachhinein selber über mich erstaunt, wie schnell Neid, Groll und Rachegedanken in mir aufsteigen konnten, wie misstrauisch und zynisch auch ich werden konnte, und damit auch unsicher und unglücklich.
 
Aber auch, wie gut ich das alles vor anderen verbergen konnte. Ich versuchte, niemanden in mich hineinblicken zu lassen, wenn ich mich enttäuscht, verletzt und beleidigt fühlte. Ich begann mich an meine Umgebung anzupassen. Ich wurde härter.
 
Wahrscheinlich glaubten alle, nur für die Zeit um dort zu überleben und bis man genügend Gold gefunden hat, dass man hart werden und bleiben muss. Irgendwann gewöhnt man sich aber an seinen verhärteten Zustand und ist sich dessen nicht mehr bewusst.
 
Ich lernte dort niemanden kennen, der reich geworden war, sondern nur arme, hartgesottene Menschen. Im Frühling, zusammen mit dem Erwachen der Natur, wachte ich auf und packte meinen Koffer. So wollte ich nicht leben. Aber wie dann?
 
In einem andern Dorf im Norden, das aber keine Goldgräberstadt ist, fand ich Gold - die Gemeinde Christi. Dort waren die Menschen ganz anders - mindestens auf den ersten Blick. Nach 2 Jahren aber erkannte ich, dass es auch unter manchen von denen, die mittlerweile meine Geschwister geworden waren, auch Zerwürfnisse, Bitterkeit und Unversöhnlichkeit gab, nur waren sie viel besser darin, ihre Verletzungen zu verbergen oder gar zu verleugnen. Manche hatten sich sogar selbst getäuscht. Sie glauben, alles sei i.O. und wollen nichts daran ändern. Ihr wahrer Herzenszustand ist ihnen nicht bewusst, dem Herrn aber schon:
 
Weil du sagst: Ich bin reich und bin reich geworden und brauche nichts, und nicht weisst, dass du der Elende und bemitleidenswert und arm und blind und bloss bist...” (Off. 3,17)
 
Wir können uns selbst mächtig täuschen, indem wir meinen, alles im Griff zu haben, solange wir uns nach aussen stark und tolerant geben. Der Herr aber sieht in unsere Herzen und weiss, wie viel oder eben wie wenig wir einander bedeuten. Wenn wir nicht bereit sind, einander zu ertragen, zu vergeben und zu lieben, dann sind wir arm dran, und der Herr hat einen wichtigen Rat für uns:
 
”Ich rate dir, von mir im Feuer geläutertes Gold zu kaufen!” (Off, 3,18).
 
Geläutertes Gold ist nicht hart, sondern weich, geschmeidig und frei von Unreinheiten wie Kupfer, Silber oder Nickel. Es sind diese anderen Metalle, die Gold verunreinigen und hart machen. Um diese Metalle (Gekrätz genannt) vom Gold zu trennen, wird das Gold in einem heissen Feuer (1063 °C) verflüssigt. Das Gekrätz steigt dann im Schmelztiegel zur Oberfläche hoch. Dann wird ein Flussmittel beigefügt, das die Unreinheiten bindet, um ihre Entfernung zu ermöglichen. Was zurück bleibt, ist geläutertes Gold.
 
Jesus spricht bildhaft von unseren Herzen. Gott hat sie rein, weich und empfindlich geschaffen, aber sie sind im Laufe der Zeit mit Neid, Bitterkeit, Hochmut, und Misstrauen verunreinigt worden. Jesus will sie läutern - durchs Feuer - d.h. durch schwierige Prüfungen: ”Ich überführe und züchtige alle, die ich liebe.” (Off 3,19)
 
Kannst Du die Unreinheiten im Gold sehen, bevor es durchs Feuer geht? Nein. So ist es mit den Unreinheiten unserer Herzen. So lange alles schön reibungslos bei uns abläuft, verstecken sich die bösen Gedanken in unseren Herzen und bleiben verborgen. Wir selbst erkennen ihre Präsenz nicht, aber der Herr weiss, dass sie dort sind. Deswegen werden wir getestet. Erst in der Hitze der Prüfungen steigen die bösen Gedanken hoch, wie das Gekrätz des Goldes. Dann erkennen wir die Beschaffenheit unseres Herzens und in diesem Moment stehen wir vor einer wichtigen Entscheidung: Entweder rechtfertigen wir uns, behalten die bösen Gedanken und lassen unsere Herzen härter werden, oder wir lassen Gott sie binden und mit seinem Flussmittel entfernen.
 
Gottes Flussmittel ist das Blut seines Sohnes, das uns reinigt von allen Sünden. Wenn Du Unrecht erleidest, verletzt oder enttäuscht bist, und das Gekrätz aus deinem Herzen steigt, so denke genau in dem Moment an das Kreuz Christi. Jesus starb sowohl für die Sünde derer, die dir Unrecht tun, als auch für die bösen Gedanken, die jetzt aus deinem Herzen kommen. Dieses Umdenken, von deinem Leiden weg zu Jesu Leiden hin, ist, wo Busse beginnt: ”Sei nun eifrig und tu Busse!” (Off 3,19).
 
Wer sich von Jesus von seiner Herzenshärtigkeit überführen lässt, kauft echtes Gold. Der wird wirklich reich und - noch wichtiger - wird sich an seinem Reichtum mit seinem Herrn und seinen Geschwistern freuen können:
 
”Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an...” (Off 3,20)
 
 
David Tarjan